Garten

Ich sitze in meinem Büro am Computer. „Büroarbeit“ war eigentlich nie mein Ding. Am Ende des Tages wollte ich das, was ich gemacht hatte, in Händen halten, berühren können. Deshalb war ich Elektromaschinenbauer geworden und hatte Transformatoren montiert. (Warum ich nun doch im Büro sitze, ist eine abendfüllende andere Geschichte.) Zu dieser Zeit war mein Interesse für Gartenarbeit gerade nicht so ausgeprägt.

Als ich Kind war, hatten wir einen Schrebergarten. Meine Eltern hatten ihn von meinen Großeltern übernommen. Fast jedes Wochenende verbrachten wir dort. Mein Papa ging am Sonnabend früh schon hin. Mama, meine beiden Geschwister und ich folgten nach Schulschluss am Mittag (damals war am Sonnabend noch Unterricht bis 11.15 Uhr). In einem Korb hatten wir Mittagessen, Kaffee und Kuchen dabei. Um 18.00 Uhr zeigten uns die Kirchenglocken der Peter-Paul-Kirche, die man hier oben in der Gartensparte noch sehr gut hören konnte, dass es an der Zeit war, den Heimweg anzutreten.

Angelegt hatte den Garten mein Opa, Bäckermeister Walter Herrnleben. Schon, als ich noch ganz klein war, nahm er mich überall hin mit. Ich war dabei, wenn er in der Bäckergenossenschaft Mehl bestellte, wenn er auf dem Friedhof Blumen pflanzte, sah von meinem Lieblingsplatz, dem Backofen, zu, wie er die Brote formte und natürlich war ich auch im Garten stets an seiner Seite. Da wurde es wohl bei mir aktiviert - das „Gartengen“.

Mehr als die Hälfte der Beete waren mit Erdbeeren bepflanzt. Im Frühjahr und im Herbst wurde vorsichtig zwischen den Reihen umgegraben. Ich hatte meinen eigenen kleinen Spaten. Jedes Jahr ernteten wir mehrere Kilo Erdbeeren, aus denen mein Opa leckere Torten zauberte.

Im Garten wuchsen auch viele Blumen, so dass immer genügend Sträuße für Laden, Schaufenster und Friedhof geschnitten werden konnten. An den Obstbäumen hingen nicht nur Früchte - an einem hing eine Schaukel. Es gab einen Sandkasten und sogar ein Minikarussell. Opa hatte es selbst gebaut. Ein langes Brett, auf dem er zwei Fahrradkindersitze geschraubt hatte, drehte sich auf einem Eisenrohr in der Erde. Es war für mich ein kleines Paradies, das auch Kinder aus benachbarten Gärten anlockte.

Opa starb, als ich acht Jahre alt war. Nach dem Platz auf dem Backofen und dem Garten sehne ich mich heute manchmal noch.

Mittlerweile spielt sich mein Leben schon lange nicht mehr in der Stadt sondern auf dem Dorf ab.

Aus dem Schrebergarten ist das Grundstück am Haus geworden. Aus ein paar hundert Quadratmetern wurden ca. 3000.

Das ist viel Platz für Ideen. Die Wiese wird von Obstbäumen bevölkert. Im Frühling werden sie von Tulpen, Narzissen, Krokussen und Hyazinthen umrahmt. Neben einem kleinen Gartenteich befindet sich das Rosenbeet, daneben die Magnolien. Gleich am Haus wachsen einige Rhododendren, die fast einhundert Jahre alt sind. Ein Teil des Gartens ist mit Nadelbäumen bepflanzt. Erdbeeren habe ich natürlich auch - in Hochbeeten und viele, viele Blumen.

Nicht alles, was hier wächst, habe ich auch gepflanzt. Ein Weißdorn macht sich zwischen Fliederbüschen breit und bietet vielen Vögeln Schutz. Wenn ich ganz ruhig auf der Terrasse darunter sitze, kommen sie manchmal ganz nah heran und ich kann beobachten, wie sie Futter für ihre Jungen suchen. Umringt von Schmetterlingen, Bienen, Libellen und Ameisen ist es wieder da, dieses paradiesische Gefühl. Ist Gottes Schöpfung nicht wunderbar?

Wenn im Winter alles zurückgezogen und vom Schnee bedeckt ist, wird es etwas ruhiger im Garten. Die Vegetation sammelt Kraft für den Frühling. Viele Pflanzen brauchen die Kälte für ihren Lebenszyklus. Manche Samen brauchen sogar Frost, um keimfähig zu werden. Ohne Winter und Schnee geht es nicht und es würde mir auch nicht gefallen.

Tiere hinterlassen ihre Spuren im Schnee und die Vögel besuchen mein selbst gebautes Futterhäuschen auf dem Fenstersims.

Sobald es zu tauen beginnt, sind meine Gedanken wieder im Grünen. In einigen Zimmern stehen bereits kleine Töpfe, in denen aus winzigen Samen kleine Pflänzchen heranwachsen.

Wenn es Ende Mai warm genug ist, können die Hochbeete wieder bestückt werden.

Mein Garten - der beste Ausgleich zur Büroarbeit.

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